Kommunale Neugliederung 1969: Was ist daraus geworden?

Von Emil Eyermann

Die Ausgangsposition war denkbar schlecht. Während die Gemeinden Hennef und Lauthausen den Zusammenschluss der drei Kommunen begrüßten, lehnte der Gemeinderat von Uckerath diesen ab.

Als alle Verhandlungen auf Regierungs- und Kreisebene scheiterten und das sogenannte Bonn-Gesetz (Neuregelung der Kommunen im Planraum Bonn) am 10. Juni 1969 beschlossen wurde, strebte der Gemeinderat von Uckerath eine Verfassungsklage an. Die Klage wurde am 24. April 1970 endgültig zurückgewiesen. Zu diesem Zeitpunkt war die kommunale Neuordnung bereits vollzogen. Nach der Kommunalwahl im Herbst 1969 schlossen sich im neuen Gemeinderat die Fraktionen der CDU und FDP zu einer Koalition zusammen. Die neue Gemeinde hatte zu diesem Zeitpunkt ca. 25.000 Einwohner auf einer Fläche von 106,95 qkm.

Sehr schnell wurde die Gemeindeverwaltung neu geordnet. Zum Gemeindedirektor der Großgemeinde wurde der ehemalige Gemeinde- und Amtsdirektor Lauthausens, Wilhelm Moß, gewählt. Zu diesem Zeitpunkt waren die Hauptverwaltungsbeamten von Hennef und Uckerath bereits in Pension. Der stellvertretende Gemeindedirektor von Uckerath, Franz Goebel, der von April 1969 bis zum Zusammenschluss die Gemeinde Uckerath leitete, wurde zum Schulamtsleiter ernannt.

Anfang der 1970er Jahre: Emil Eyermann, seinerzeit Vorsitzender des Sozialausschusses, im neuen Uckerather Kindergarten
Anfang der 1970er Jahre: Emil Eyermann, seinerzeit Vorsitzender des Sozialausschusses, im neuen Uckerather Kindergarten

Die neuen Entscheidungsträger erkannten, dass für die Einrichtung der Daseinsvorsorge, die damals für den Sozialstaat als unerlässlich galt, eine Neuentwicklung auf breiter Ebene in der Kommune erforderlich war. Dazu gehörte an erster Stelle das Schulwesen. Uckerath hatte zum Zeitpunkt der Neuordnung sechs Dorf-Volksschulen, aber keine Hauptschule. Die Hauptschüler wurden nach den Sommerferien 1969 in einer der beiden Hauptschulen in Hennef unterrichtet. In Uckerath wurde kurzfristig eine moderne zentrale Grundschule mit Schulkindergarten, Turnhalle und Lehrschwimmbad geplant und gebaut. Aber auch auf dem Sektor der weiterführenden Schulen war die Gemeinde aktiv. So entstand schon bald das neue Schul- und Sportzentrum in der Fritz-Jacobi-Straße mit Realschule, die bereits von der alten Gemeinde Hennef errichtet worden war, ebenso das Gymnasium und die Kreisberufsschule. Auch die Grundschulen mussten in den anderen Gemeindeteilen überwiegend neu gebaut werden, so z. B. in der Obergemeinde, in Happerschoß und auch im Zentralort.

Der Motor dieser Schulentwicklung war der damalige Schulausschussvorsitzende und ehemalige Landrat Willi Lindlar. Er hat damals schon die These vertreten: Unser wichtigster Rohstoff in Deutschland ist die Bildung, dem müssen wir Rechnung tragen. Schon bald zeigte sich, dass die Schullandschaft in der Großgemeinde Hennef und auch in der späteren Stadt Hennef ein Standortvorteil für Industrie- und Gewerbeansiedlung war. Erst recht, nachdem vor zwölf Jahren die beliebte Gesamtschule errichtet wurde.

Der Fraktionsvorstand Anfang der 1980er Jahre beim Besuch der Sportschule
Der Fraktionsvorstand Anfang der 1980er Jahre beim Besuch der Sportschule

Auch die Entwicklung der Kindergärten war ein Ziel der neuen politischen Mehrheit im Gemeinderat der Großgemeinde Hennef. Uckerath hatte zum Zeitpunkt der kommunalen Neuordnung 1969 keinen Kindergarten. So wurden die ehemaligen Schulgebäude Lichtenberg, Uckerath, Hanfmühle und Süchterscheid zu Kindergärten umgebaut und werden von verschiedenen Trägern bis heute betrieben. Auch in den ehemaligen Gemeinden Hennef und Lauthausen mussten neue, wohnortnahe Kindergärten errichtet werden.

Um den Sportunterricht in allen Schulbereichen zu gewährleisten, wurden das Sportzentrum Hennef und verschiedene Sportstätten in den Außenbereichen errichtet.

Auch wirtschaftlich musste sich die Großgemeinde neu aufstellen. Voraussetzung dafür war die Ausweisung eines angemessenen Gewerbegebietes. Mit der gleichzeitigen Ausweisung von Wohnungsbauflächen für Ein- und Zweifamilienhäuser und einer großzügigen Verkehrsplanung waren die Standortvorteile für Gewerbebetriebe komplett. Ohne Zweifel war der Bau der Umgehungsstraße als Autobahn mit Anschluss an die A 3 in diesem Zusammenhang eine sehr wichtige Entscheidung. Allerdings muss man heute noch einmal in Erinnerung rufen, dass der Ausbau der Umgehungsstraße als Autobahn von der Gemeinde Hennef erkämpft werden musste. Dazu gehörte auch, dass die Junge Union Hennef eine Großdemo über die Innenstadtstraße B8 an einem Freitagnachmittag organisierte, über die in Funk und Fernsehen bundesweit berichtet wurde. Unsere Landes- und Bundespolitiker haben sich ebenso wie die Verantwortlichen der Kommune für den Bau dieser Maßnahme eingesetzt.

Einige Vorstandsmitglieder mit den Jubilaren der Mitgliederehrung 1987
Einige Vorstandsmitglieder mit den Jubilaren der Mitgliederehrung 1987

Auch im kleinen Bereich wurden immer wieder Wege gesucht, die Infrastruktur zu ergänzen. Als ein Träger für eine Altenheimeinrichtung gefunden wurde, diesem aber zum Teil die finanziellen Mittel für den Bau fehlten, gründeten Mitglieder der CDU Hennef einen Förderverein „Altenhilfe Stadt Hennef”. Dieser übernahm die Zinsen für das entsprechende Darlehen. Auf diese Weise wurde unser schönes Helenenstift errichtet.

Vor der kommunalen Neuordnung wurde in den kleinen Gemeinden, ganz besonders in Uckerath, befürchtet, dass sich das gesellschaftliche Leben demnächst im Zentrum abspielen und das funktionierende dörfliche Leben darunter leiden würde. Dies ist dank einer klugen Gesell schaftspolitik der verantwortlichen Kommunal politiker nicht eingetreten. Es wurden Heimat- und Bürgervereine gegründet, die Freiwilligen Feuerwehren neu geordnet und die Gesang- und Musikvereine entwickelten sich zum Hauptträger des Kulturlebens in der Gemeinde. Hinzu kam, dass die Gemeindeverwaltung den Vereinen die öffentlichen Gebäude im Bereich Sport und Kultur zur Freizeitnutzung zur Verfügung stellte. Auch die Städtepartnerschaften und die Arbeit des Partnerschaftsvereins haben viele Bürgerinnen und Bürger dazu bewegt, im Gemeindeleben mitzuarbeiten. Ein wichtiger Schritt war auch die Gründung von Dachverbänden für Sport, Kultur und Heimatvereine. Gerade die Unterstützung der ehrenamtlichen Arbeiten in Vereinen und Organisationen durch die Gemeinde und die heutige Stadt hat zu einem guten und erfolgreichen Miteinander geführt.

Wenn wir heute zurückschauen, können wir mit Genugtuung feststellen: Der Großgemeinde bzw. der heutigen Stadt ist es gelungen, nicht nur die Ver- und Entsorgung, wie es bei der kommunalen Neuordnung hieß, flächendeckend sicherzustellen, sondern vor allem die Menschen mitzunehmen, ihnen eine Heimat in ihrer Kommune zu geben.

Emil Eyermann war von 1969 bis 2005 Mitglied des Gemeinde- bzw. Stadtrates der Stadt Hennef, 13 Jahre lang 1. Bürgermeister der Stadt und ist seit 1999 Kreistagsabgeordneter.

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