40 Jahre CDU in Hennef – die Anfänge um 1969

Von Hans Peter Lindlar

Die 2. Jahreshälfte 1969 stand für die CDU in Hennef im Zeichen wichtiger politischer Veränderungen. Am 1. August trat das sogenannte Bonn-Gesetz in  Kraft, das der Landtag im Juni 1969 beschlossen hatte. Mit diesem Gesetz, das, wie der Name schon sagte, in erster Linie der Ausdehnung des Stadtgebiets Bonn diente, wurde bei uns die kommunale Neugliederung vorweggenommen, die im übrigen Nordrhein-Westfalen erst im Jahre 1975 durchgeführt wurde. Die Stadt Bonn verleibte sich u.a. Gemeinden aus dem rechtsrheinischen Siegkreis und aus dem linksrheinischen Kreis Bonn ein. Dies führte zur Zerschlagung des vormaligen Kreises Bonn; die verbleibenden sechs  linksrheinischen Gemeinden, die der Stadt nicht eingegliedert wurden, wurden dem Siegkreis zugeschlagen, der dadurch zum Rhein-Sieg-Kreis aufwuchs. Zugleich wurden alle kreisangehörigen Gemeinden zu größeren kommunalen Einheiten zusammengefasst, indem man im Regelfall aus zwei oder drei kleineren eine große Gemeinde machte. So wurde Hennef um die Gemeinde Uckerath und das Amt Lauthausen – mit Ausnahme von Braschoß und Seligenthal, die zu Siegburg kamen – erweitert. Besonderheit am Rande: Da in Seligenthal mit dem florierenden Gartenbauversand Ahrens und Sieberz ein potenter Gewerbesteuerzahler saß, musste Siegburg in mehreren Jahresraten eine hohe sechstellige Abstandszahlung an die Hennefer zahlen. Übrigens: Die Post bzw. Telekom hat die Neuordnung von Seligenthal bis heute nicht geschafft, die Vorwahl von Hennef gilt immer noch!

Hans Peter Lindlar mit Heinz-Josef Nüchel, Hans-Günter Hardt und Fritz Neußer
Hans Peter Lindlar mit Heinz-Josef Nüchel, Hans-Günter Hardt und Fritz Neußer

Um die neugebildeten Kommunen handlungsfähig zu machen, mussten mit den Kommunalwahlen am 9. November 1969 die neuen Gemeinderäte gewählt werden.

Die Vorzeichen standen für die CDU nicht gut, denn am 28. September 1969 ging Willy Brandt als Sieger aus den Bundestagswahlen hervor und wurde in der Folge der erste sozialdemokratische Kanzler der Bundesrepublik Deutschland. Kommunalpolitisch lief es allerdings besser: während sich die CDU-Vertreter der drei ehemaligen Teilgemeinden auf den seit vielen Jahren erfolgreichen Hennefer Bürgermeister Hans Böhm als Kandidaten für das Amt des ersten Bürgers in der neuen Großgemeinde einigten, stritten sich die SPD-Vertreter derart heftig, dass man letztlich ohne Bürgenmeisterkandidaten in den Kommunalwahlkampf zog. Durch den Zusammenschluss kamen auf Seiten der CDU mit dem Lauthausener Gerd Degener und den Uckerathern Johann „Hennes“ Jungblut und dem jungen Emil Eyermann erfahrene und engagierte Kommunalpolitiker hinzu, die gemeinsam mit den Hennefern um Hans Günter Hardt und Willi Lindlar das Vertrauen der Bürger gewinnen konnten. Auch für die anderen Fraktionen brachte die kommunale Neuordnung eine personelle Bereicherung mit sich. So zog für die FDP der ehemalige Uckerather Christoph Schulz in den Rat ein, mit dem die CDU lange Jahre vertrauensvoll zusammenarbeitete, und für die SPD der Bödinger Heinz Wirtz, der vom neuen Rat zwar zum Vizebürgermeister gewählt wurde, den seine Genossen aber vor der nächsten Kommunalwahl aus der Mannschaft herauskegelten.

1982 wird Hans Peter Lindlar zum Fraktionsvorsitzenden gewählt.
1982 wird Hans Peter Lindlar zum Fraktionsvorsitzenden gewählt.

Die neue Großgemeinde stand vor der Herausforderung, für das neue Gemeinwesen eine neue Infrastruktur zu entwickeln. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit den Hennefern war bei den Eingemeindeten sehr unterschiedlich ausgeprägt. Während die Lauthausener unter Führung von Gerd  Degener und ihres Amtsdirektors und späteren Hennefer Gemeindedirektors Wilhelm Moß den unvermeidlichen Zusammenschluss durch einen gemeinsamen Schulzweckverband mit Hennef vorbereiteten, versuchte Uckerath vergeblich, durch eine Verfassungsklage seine Selbständigkeit zu erhalten. Der Groll über diesen Verlust und das Misstrauen gegenüber den Hennefer „Eroberern“ hielt einige Zeit an und wurde erst durch das klare Bekenntnis der CDU, Uckerath als 2. Zentrum der neuen Gemeinde auszubauen, abgebaut. Ein Markstein dafür war der Neubau der Grundschule am Finkenweg mit Turnhalle und Lehrschwimmbecken.

Besonders die Neugestaltung des Schulwesens verlangte von Stund an den vollen politischen und finanziellen Einsatz der neuen Großgemeinde. Zum einen  musste seit 1968 die vom Land NRW beschlossene Auflösung der Volksschulen und deren Aufgliederung in Grund- und Hauptschulen in den Gemeinden vollzogen werden, zum anderen musste für das mehr als 106 Quadratkilometer umfassende Gebiet der neuen Gemeinde Hennef eine Lösung gefunden werden, die den Schulkindern möglichst kurze Wege bescherte. In der Folge  mussten mit Hochdruck zwei neue Hauptschulen an der Hanftal- und  Wehrstraße und neue Grundschulen in Uckerath, Happerschoß und in der Hanftalstraße gebaut werden. Das Schulangebot wurde dann zügig komplettiert durch das Gymnasium und die Kreisberufschule und in den 90ern durch die Gesamtschule. Der Bau von Sportstätten, Kindertagesstätten und die Erhaltung unserer leistungsfähigen Feuerwehren im Gebiet der ehemaligen Gemeinden Uckerath und Lauthausen sind ebenso wie die Entscheidung gegen einen Zentralfriedhof in Hennef Beweise für die bürgernahe Politik der Hennefer CDU, die maßgeblich dazu beigetragen hat, dass Kirchturmsicht und Eifersüchteleien zwischen Zentralort und Außenorten längst überwunden sind.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Lothar Späth zu Besuch in Hennef
Baden-Württembergs Ministerpräsident Lothar Späth zu Besuch in Hennef

Das Jahr 1969 markiert für mich den Beginn meines politischen Engagements für die CDU. Bei einem Job während der Semesterferien hatte ich mich im April 1968 von einem Mitarbeiter der Kreisverwaltung für die CDU werben lassen, was mir zuhause von meinem Vater, der sich selbst seit 1952 in Stadtrat und Kreistag und nicht zuletzt als Landrat für unsere Partei engagierte, die Bemerkung einbrachte: „Musst Du den Quatsch auch noch anfangen!?“

Mit der Neubildung des Gemeinderates wurde ich sachkundiger Bürger im Hennefer Schulausschuss, dessen Vorsitzender mein Vater war. So lernte ich in den nächsten Jahren aus eigener Anschauung, dass verschiedene Generationen in einer Partei erheblich voneinander abweichende Meinungen haben können. Eine der ersten Entscheidungen, an denen ich mitwirken durfte, war die Wahl von Herrn Jesgars, des ersten Direktors des Hennefer Gymnasiums.

Auch in der Jungen Union wurde schnell die Zusammenarbeit mit den JU-lern aus Uckerath und Lauthausen unter dem Vorsitz des leider viel zu früh verstorbenen Gisbert Müller aufgenommen. Emil Eyermann vertrat
als Uckerather hier im Kreis der Nachwuchskräfte von Anfang besonders engagiert die Interessen der Außenorte. Auch auf Kreisebene wurden die Karten durch den Zusammenschluss von Siegkreislern und Rest-Kreis Bonnern neu gemischt. Im Januar 1970 wurde in Niederpleis der neue Kreisvorstand der JU mit Vertretern aus dem linksrheinischen Kreisgebiet gewählt, in dem ich als einer von 7 Beisitzern mitwirken durfte.

Hans Peter Lindlar war von 1979 bis 2005 Mitglied des Gemeinde-/Stadtrates Hennef, von 1979 bis 1990 Mitglied des Kreistages und von 1990 bis 2005 Mitglied des Landtages NRW. Von 2005 bis 2010 war er Regierungspräsident von Köln.

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